Immer wieder erfreuen uns vor allem in Norddeutschland zur Zeit die Flugbilder und Rufe der Kraniche, der Saat- und Blässgänse. Doch umfasst das herbst- und winterliche Zug- und Rastgeschehen weit mehr als diese spektakulären Schauspiele. Denn dazu zählen auch die Wanderungen der wenig beachteten oder kaum registrierten „Allerweltsarten“.
So bereichern bereits im Oktober und November die ersten Scharen der Stockente und weiterer Schwimm- und Tauchenten unsere Reviere und Jagdstrecken. Dieser Prozess setzt sich bis in den Dezember fort. Nicht zuletzt die auch von vielen Jägern noch immer nicht als Zugvogel akzeptierte Stockente bringt es dabei auf erstaunlich weite Strecken.
Generell zeigen die „Märzenten“ in ihrem Zugverhalten eine beachtliche Variabilität. Die mitteleuropäischen Stockenten überwintern in ihren Brutgebieten, verstreichen nur über kurze Entfernungen oder treten weite Flüge, beispielsweise bis nach Spanien an. Welche Anteile der jeweiligen Brutpopulation vor Ort bleiben, verstreichen oder fortziehen ist weitgehend unbekannt. Die in Nord- und Osteuropa brütenden Stockenten sind dagegen mehrheitlich Zugvögel.
Neben Stockenten aus Skandinavien, aus dem Baltikum, Polen und der Ukraine geben uns nachweislich und alljährlich auch ihre Artgenossen aus Russland die Ehre. So funkte ein am Bodensee besenderter Erpel anschließend aus seinem Brutgebiet in der Nähe von St. Petersburg. Mithin aus einer Distanz von gut 2000 Kilometern (Luftlinie). Die bisher pro Tag registrierte maximale Flugleistung liegt bei immerhin 445 Kilometern. Welch erstaunliche Flughöhen die Tiere auf ihren Wanderungen erreichen, zeigt ein Beispiel aus Nevada (USA), wo eine Stockente in 6400 Metern Höhe mit einem Verkehrsflugzeug kollidierte.