Der Wechsel von der tarnenden Winterdecke, hin zur roten Sommerdecke, beginnt beim Rehwild im April. Die neue Jagdzeit für Rehwild ist erst seit kurzem aktiv. Viele Jäger stellen sich die Frage: Ist die Bejagung von Rehböcken und Schmalrehen so früh im Jagdjahr wirklich notwendig?
Für die meisten beginnt die Jagd auf Rehwild klassisch am 1. Mai. Ältere Semester sprechen sogar vom 16. Mai, wenn es um den Auftakt der Jagdsaison geht. Hätte man die Frage: Bejagung von Rehwild im April, ja oder nein? – vor 30 Jahren gestellt, wäre man mit aller Wahrscheinlichkeit heftig in die Kritik geraten. Von der Jagdethik hat sich da in den letzten 30 Jahren auch nicht wirklich viel getan. Muss es auch nicht, denn als Jäger will man allen Wildarten so viel Ruhe wie möglich gönnen. Der Vorteil der Jagdruhe ist, dass man zur Jagdzeit hochwertiges Wildbret abschöpft. So wird ein qualitativ hochwertiges Lebensmittel in den Verkehr gebracht.
Der Begriff „Superfood“ ist rechtlich nicht geschützt, wird aber in Bezug auf „WILDBRET“ häufig benutzt. Gestresstes Wild, ist anfälliger für Krankheiten und das Wildbret leidet in der Qualität.
Der Gesetzgeber fordert uns auf, Wald und junge Kulturen vor Verbiss zu schützen. Wir sollen so viel Rehwild wie möglich erlegen. Mit Verlängerung der Jagdzeit auf Rehwild soll deren Ziel erfüllt werden. Die Bejagung des Rehwildes soll intensiviert werden. Dies gilt für staatliche als auch privat geführte Reviere. Der Gesetzgeber fördert die intensive Bejagung von Rehwild im April. Wir sollten uns dennoch vor Augen halten, dass wir als staatlich geprüfte Naturschützer unserem Gewissen verpflichtet sind.
Der Erhalt eines artenreichen und gesunden Wildbestandes ist unsere Hauptaufgabe. Das Rehwild gehört genauso dazu, wie alle anderen Wildtiere. Einen Vorteil gibt es dennoch, im April dem Rehwild nachzustellen.
In diesem Monat ist die Vegetation noch nicht so weit fortgeschritten, dass das Ansprechen von Rehwild im Waldbereich deutlich einfacher gestaltet. Man kann das Rehwild früher sehen und so selektiver jagen. Jagen bedeutet allerdings nicht, dass man auch zu Schuss kommt. Im Lüdersburger Jagdrevier bejagen wir im April nur Schmalrehe und einjährige Rehböcke, mehrjährige Rehböcke werden nur dann erlegt, wenn sie erkennbar krank sind. Ansonsten werden sie geschont!
Man darf bei den Möglichkeiten die der Gesetzgeber anbietet, nicht vergessen, dass ein wenig Selbsteinschränkung bei der Jagdausübung durchaus sinnvoll ist. Wald und Wild gehören in Lüdersburg zusammen. Dennoch sollte der April vom Jäger genutzt werden, um sich ein Bild der gesamten Population zu verschaffen. Bereits im April kann der hegende Jäger die älteren Böcke gut ansprechen und die Hauptjagdzeit im Juli & August planen und vorbereiten. Bis dahin genießt er die Schonzeit und kann während der Blattzeit seine Gene weitergeben.
Für den Erhalt einer gesunden Rehwildpopulation sollte man den Finger im April öfter mal grade lassen. Der Anblick entschädigt für vieles. In diesem Sinne…
Waidmannsheil aus Lüdersburg